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Kommentar über den Halim-Dener-Platz: Zeit für einen fetten Stein

Kommentar über den Halim-Dener-Platz

Zeit für einen fetten Stein

Die Politik hat ein Erinnern an den Tod von Halim Dener blockiert. Jetzt soll ein Platz nach dem 16-Jährigen benannt werden, aber das ist der falsche Ort.

Tulpen rund um einen Gedenkstein für Halim Dener

Von der Ini selbst verlegt, von der Stadt entfernt: Gedenkstein. Foto: Kampagne Halim Dener

HANNOVER taz | Nicht einmal eine kleine Plakette erinnert am Steintor daran, dass der 16-jährige Halim Dener dort verblutet ist, erschossen von einem Polizisten. Kein Stein, keine Infotafel, nichts. Und Oberbürgermeister Stefan Schostok (SPD) macht gerade unmissverständlich klar, dass sich daran auch nichts ändern soll. Dass er dafür sogar eine mehrheitliche Entscheidung des Bezirksrates torpedieren will, ist nicht besonders demokratisch.

Schostok und seine SPD-Amtsvorgänger hatten beinahe 23 Jahre Zeit, um ein würdiges Gedenken an den Todesfall zu ermöglichen – dann wäre die Benennung des Platzes heute nicht nötig. Doch die Politiker scheinen angesichts der ungeklärten Tatumstände nicht den Mut gehabt zu haben, an ein Polizeiopfer zu erinnern.

Grüne, Linke, Piraten und Die Partei haben es in Linden-Limmer dann eben selbst in die Hand genommen. Sie setzen ein Zeichen und erinnern an geschehenes Unrecht. Denn auch wenn der Polizist nicht schießen wollte, mitten in Hannover ist ein Jugendlicher von einem deutschen Beamten getötet worden. Daran muss erinnert werden – egal, ob Dener PKK-Sympathisant war oder nicht.

Aber eine bisher namenlose Grünfläche irgendwo im Stadtteil Linden ist dafür nicht der richtige Ort – sondern das Steintor. Hier hat sich Dener meterweit geschleppt, bis er zusammengebrochen ist. An dem Ort, an dem er gestorben ist, sollte ein fetter Gedenkstein stehen. Einer, der nicht zu übersehen ist. Einer, an dem Hannoveraner und Touristen auf ihrem Weg in die Stadt innehalten und über Deners Geschichte sprechen.

Das wäre auch eine Mahnung für die Polizisten in der Stadt, sich ihrer großen Verantwortung zu vergegenwärtigen, die sie jeden Tag mit ihrer Dienstwaffe an den Gürtel stecken.

Es liegt nun allein bei Oberbürgermeister Schostok, ein solches Mahnmal am Steintor als Ausgleich dafür umzusetzen, dass er den vorgeschlagenen Halim-Dener-Platz verhindert. Das wäre ein Kompromiss, klar. Aber darum geht es doch in einer Demokratie.

Seit 1990 wurden mindestens 269 Menschen von Polizisten erschossen. Ein Dossier zum Thema finden Sie unter taz.de/polizeitote



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