Auf diesem Blog sind die Links gesammelt, die ich für lesenswert erachte.
Mein eigentlicher Blog ist auf http://www.johanneskroening.de/ zu finden.

Warum ich nicht mehr so viel blogge.

Im Jahre 2004 eröffnete ich meinen ersten Blog. Er hatte einen wirklichen Scheißnamen, aber ich war jung – 18, um genau zu sein – und bin bis dato etwas mehr als drei Jahre in »dieses Internet« hineingewachsen.
Das war zu der Zeit, als meine Freunde noch nicht wussten, was man online alles machen kann, folglich schrieb ich auch einfach alles in den Blog, was mir gerade so in den Kopf kam. Dass das heute alles nicht mehr online ist, hat erstens den Grund, dass ich dafür eine XML-Datei, die die ersten schreiberischen Ergüsse meinerseits enthält, ent-xml-en müsste, und zweitens, dass viel Privates in den Texten steckt, die ich so heute nicht mehr veröffentlich würde.

Viele meiner Freunde, die meinen Blog gerne lesen, fragten oder sprachen mich darauf an, warum ich nicht mehr so viel schreiben würde. Das hat viele Gründe.

Einer der Gründe heißt schlicht und einfach soziale Netzwerke. »Früher« gabe es soziale Netzwerke in diesem Sinne nicht so wie heute, und deshalb landete kurzum auch alles in meinem Blog: ein Foto, ein Zitat, ein Musikvideo. Früher gab es auch noch keine Smartphones, die man überall hin mitnahm und von jeder Ecke der Welt ein Lebenszeichen von sich geben konnte. Da setzte man sich abends an den Rechner und schrieb sich alles von der Seele.

Heute haben wir ja wirklich die Qual der Wahl: Facebook, das bei mir aber nur noch ein Sammelsurium für Kontakte und Nachrichten ist wegen des doofen Algorithmus; Twitter, in das man halt alles reinklopft, was einem spontan in die Birne kommt; Instagram, um Fotos zu teilen und Snapchat, um Fotos und auch Videos zu veröffentlichen.

Ich kann also Texte twittern, die mir in den Kopf kommen, Fotos posten, die ich gerade aufgenommen habe und etwas live kommentieren, wenn ich irgendwo bin. Das frisst Zeit, und auch, wenn man das Gefühl hat, man investiere nicht viel Zeit, um all diese Dinge zu teilen: man tut es doch, da muss man nur mal ganz tief in sich gehen.
Um zurück zum Thema zu kommen: Bei diesem ganzen Aufwand, den ich erzeugt habe, um mich tagsüber über verschiedene Kanäle mitzuteilen – da setze ich mich doch abends nicht mehr hin, um meinen Tag nochmals für den Blog zusammenzufassen. Meinen Rechner, der früher unabdingbar fürs Bloggen und auch mein Leben war, öffne ich nur noch selten, und zwar dann, wenn ich arbeite oder was für die Uni recherchiere. Alles andere klappt auch über das iPhone.

Ich lese in letzter Zeit auch kaum noch Blogs. Alle posten sie gefühlt nur noch DIY, irgendwelche Tipps, Fashion, Rezepte und alles ist voll mit gesponsertem Mist, Events und, und, und. Es langweilt mich. Alle sind sie perfekt, alle immer gutaussehend. Und das ist auch in Ordnung bis zu einem gewissen Grad, aber der Grat zwischen »ich stelle mich in einem guten Licht dar« und einem »künstlich erschaffenen Ich« ist gar nicht so weit voneinander entfernt.

Zum Stichwort Authentizität.

Dieses »Du bloggst gar nicht mehr so authentisch wie früher« höre ich ab und an noch – oft klingt es sogar ein wenig vorwurfsvoll und in diesen Momenten lache ich leise und hämisch in mich hinein, weil viele gar nicht darüber nachdenken, wie es einem Blogger dabei geht.

Heute lesen alle meinen Blog. Man muss einfach aufpassen, was man schreibt. Damit meine ich nicht, dass man private Dinge öffentlich macht, sondern dass sich viele Menschen, die mich kennen, viele Dinge in meinen Texte hineininterpretieren. Jeder, der mich schon länger liest, weiß, dass meine Texte sehr oft ironisch, manchmal völlig übertrieben sind – aber mit einem wahren Kern. Viele verstehen das nicht. Und oft werden Dinge in diese Texte interpretiert, oder etwas auf sich bezogen, ohne, dass ich derartiges im Sinn hatte. Folglich überlege ich mir natürlich doppelt und dreifach, was ich schreibe, wie ich es formuliere, so, dass sich keiner auf den Schlips getreten fühlt. Dass da nicht mehr viel von einem selbst übrig bleibt, dürfte klar sein.
Das ist natürlich kein reines »Blog«-Problem, sondern weitet sich auch auf meine Profile in den Netzwerken aus – aber das ist es ja auch, was das »Bloggen« heutzutage ist: sich mitteilen, eben nur auf mehreren Kanälen.

Ja, und sonst ist heutzutage eben auch vieles öffentlich. »Damals« war das Internet anonymer, heute lesen neben Freunde und Familie auch meine Arbeitskollegen und ferne Bekannte mit. Man kann mich googlen, viel über mich herausfinden. Ich habe prinzipiell kein Problem, das zu schreiben, was mir in den Sinn kommt, aber es geht eben auch nicht immer nur um mich. Sondern auch um mein Umfeld, das mich beeinflusst, dessen Probleme ich mitbekomme sowie was sie beschäftigt oder glücklich macht. Das gehört nicht ins Internet und das respektiere ich auch – aber das schränkt mich eben auch wieder ein.

Dass sich das Internet weiterentwickelt ist Fluch und Segen zugleich. Ich habe für mich einen guten Mittelweg gefunden, mich mitzuteilen, auch wenn es nicht mehr so ist »wie früher«. Und ja, ich finde es auch unglaublich albern, und wenn ich das so schreibe, fühle ich mich auch steinalt und ich wäre gerne wieder 15, in Anime-Foren herumsurfend, während mich AOL ständig aus der Leitung kickt. Ich bin gewiss kein Gewohnheitstier und sehe allem immer positiver als negativer entgegen, aber bei diesem Thema, tja, da bin ich einfach ein bisschen nostalgisch.

Ich bin mit dem Bloggen erwachsen geworden und es ist seit einigen Jahren eine Hassliebe, weil ich es eben liebe, aber so sehr eingeschränkt werde. Klar ist es das Los, das man zieht, wenn man Texte öffentlich schreibt; »damit musst Du dann leben«, höre ich oft. Das mag so sein. Und ich dachte auch immer, ich stecke vieles weg, aber es ist dann doch nicht so: Auch, wenn es nach außen hin nicht so aussieht, bin ich sehr sensibel und denke einfach zu viel nach.

Bis ich den optimalen Weg für mich gefunden habe, mache ich einfach weiter wie immer – nach Gefühl, so wie ich denke. Und falls mich nochmals je einer fragen sollte, was aus mir und dem Bloggen geworden ist, so habe ich jetzt immerhin diesen Text.

Der Beitrag Warum ich nicht mehr so viel blogge. erschien zuerst auf heyjennypenny.de.



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